Kreativität

KREATIVITÄT – ist zutreffend für viele unserer Gedanken, entspricht unserer Grundidee und ist am Ende der Ausdruck für ein farbiges Leben. Was ist Kreativität? Kreativität ist die Fähigkeit des Menschen, neue Denkergebnisse hervorzubringen. Individualität in jedem beliebigen Bereich, in Wissenschaft und Kultur, in der Verwaltung, im sozialen und zwischenmenschlichen Bereich, im Haushalt, in der Lebensplanung und -gestaltung, einfach überall. Kreativität hat auch einen spirituellen Hintergrund. Die Kreatur ist das Geschüpf, der Mensch das Abbild von Gottes Kreativität. In dem der Mensch schöpferisch ist, hat er Anteil an dieser Leben schaffenden Dynamik, an Gottes Geist. Dieser Geist ist allen Menschen gegeben, den Christen in der Taufe ausdrücklich zugesprochen. So verstehen wir unser Angebot auch in diesem christlichen Sinn als schöpferisch, spirituelles Tun. Es gibt keine Kreativität ohne Fantasie, wohl aber Fantasie ohne Kreativität. Wir wollen durch gestalterische, kreative Techniken einen Weg aufzeigen, welcher zu neuen Gedanken und Ideen, führen kann. Altes Handwerk, neue Erkenntnisse und moderne Techniken fließen in unserer gestalterischen Arbeit gleichermaßen ein.

Lebenswelten/ Menschenbild/ Zielgruppe

Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen befinden sich in unterschiedlichen Lebenswelten. Um diesen Lebenswelten auf den Grund zu gehen stellten sich uns folgende Fragen:

Wie gestalten sich kreative Prozesse in bestimmten Lebensphasen? Ist Kreativität in jedem Alter wichtig? Wie sieht es mit der allgemeinen Lebenssituation in den jeweiligen Altersgruppen aus? Und wann kommt die Zeit zwischen: “Dafür bist du noch zu klein.” und “Aus dem Alter sind wir raus.” [2]

Folgende Ausführungen und ihre Hintergründe sind allgemeiner Art, und zu verstehen für gesunde, kranke und behinderte Menschen sowie gleich ob mit oder ohne Konfessions-Zugehörigkeit.

Kinder und Kreativität

Wenn Kinder das Elternhaus und damit meist ihre erste geborgene Umgebung verlassen, indem sie eine Kindereinrichtung und/oder eine Schule besuchen, beginnt innerhalb des kindlichen Lebens ein neuer, spannender Abschnitt. Nun heißt es mehr denn je den Horizont erweitern, neue Welten erforschen, beobachten und fragend jeden Tag als Abenteuer zu erleben. Derzeit befindet sich unser gesamtes Bildungssystem in einem Umdenkungsprozess. Viele Schlagwörter durchkreuzen im Moment unsere Medien. Uns gehen bei dieser Diskussion meist Wörter wie:

  • Entfaltung und Offenheit,
  • Integration und Wertorientierung,
  • Verzwecklichung des Lernens aufheben,
  • Individualität und soziale Kompetenz,
  • Gelassenheit und Humor,
  • Freies und experimentelles Lernen,
  • den vorhandenen Wissensdurst ausnutzen,
  • Selbsttätigkeit, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung durch den Kopf.

Wir wollen mit unserem Projekt neue Anregungen bieten und damit einen Beitrag zur Mitgestaltung von Bildungsprozessen im kleinen Rahmen leisten.

REZEPTVORSCHLAG: Um der Fantasie von Kindern Ausdrucksformen zu verleihen, nehme man Papier, Farbe, Naturmaterialien, Ton, Holz, Stoff usw. lasse sie allein in einem gemütlichen Raum, gebe ihnen Zeit und Anregungen sowie Hilfestellungen und fertig wäre die prächtigste, intensivste und lustigste Ausstellung der heutigen Zeit. Die Fantasie und Kreativität von Kindern ist beneidenswert, leider aber oft verbaut und besitzt bei der Freizeitgestaltung meist einen niedrigen Stellenwert. Deshalb ist es wichtig, die kreativen Seiten von Kindern zu nutzen, sie zu fördern – aber nicht zu überfordern, ihnen Raum geben – aber nicht ohne Grenzen zu setzen, sich entfalten lassen ohne ständige Unzufriedenheit und negative Kritik. Kreative Prozesse von Kindern ereignen sich meist von allein, weil es ihr ureigenes Interesse ist, ihre Umwelt zu erforschen auf- und wahrzunehmen. Wir als Erwachsene sind dafür da, diese Prozesse zu begleiten und zu unterstützen und Möglichkeiten der freien Entfaltung anzubieten, damit dieser Ursinn nicht verloren geht.

Jugendliche und Kreativität

Meist befinden sie Jugendliche auf der Suche, denn in dieser Phase ihres Lebens finden große Wandlungen statt. Im Jugendalter lernt der Mensch logische Konsequenzen abzuleiten und ihren Wahrheitsgehalt beurteilen zu können. Das “Philosophieren” über Normen, Werte und “die Welt” spielen in diesem Alter eine große Rolle. Diese neue Freiheit im Denken löst oft eine allgemeine Verunsicherung aus. Geistige Unabhängigkeit und die Entwicklung zu einer moralisch gefestigten, selbstverantwortlichen und sozial handlungsfähigen Persönlichkeit stehen dabei im Vordergrund.

Wir wollen durch ausgewählte Angebote Kreativität als soziales Lernfeld anbieten. Bei unserem Projekt ist eine aktive Mitgestaltung der Angebote wichtig, Abweichungen sind erlaubt, Möglichkeiten zur Selbstkritik werden geboten, augenblicklichen Impulsen und Bedürfnissen wird freier Raum gelassen.

Erwachsene und Kreativität

Das Erwachsenenalter bringt neue Lebensaufgaben mit sich. Verantwortung, Initiative und Engagement für Familie, Beruf und das öffentliche Leben stehen an erster Stelle. Oft vernachlässigen wir unseren Freiraum – wir haben keinen mehr. Wir haben keine Zeit, weil wir die Prioritäten anders verteilen. Oft würden wir uns wohl fühlen und ausgeglichener sein, wenn neben den alltäglichen Aufgaben und Pflichten Raum für eigenes, kreatives Tun wäre. Mit Materialien arbeiten ist doch “kindisch” oder “das ist nur was für Intellektuelle und Künstler”. Dennoch ist die Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten und Ausdrucksformen in den meisten Menschen vorhanden, nur fehlt der Mut zur Ausführung. Der Fantasie freien Lauf lassen, eingeschliffene Bahnen durchbrechen, neue Wege finden ist für Erwachsene wichtiger denn je. Meist sind gerade Erwachsene auf der Suche nach Bestätigungsgefühlen und Verwirklichung. Es ist erstrebenswert, die Bedürfnisse nach Anerkennung und Vertrauen erfahrbar zu machen.

Dabei kommt meist erschwerend die gesteigerte Angst vor Misserfolg und die zu hoch gesetzten Erwartungshaltungen in diesem Prozess hinzu.

Wenn man einmal ausprobiert und merkt, welche Fähigkeiten in jedem von uns schlummern, kann neue Energie und Kraft getankt werden. Vielleicht können wir dann auch die Bilder und Kunstwerke unserer eigenen Kinder besser verstehen. Zurück zu kindlicher Spontaneität und Schaffensfreude bedeutet kein Rückschritt in der eigenen Entwicklung. Es ist ein Fortschritt in Bezug auf die intensive Wahrnehmung, Erkundung seiner Umwelt und Persönlichkeitsbildung.

Für Erwachsene könnte es wie eine Art “Refresher Kurs” sein – d.h. Auffrischung verschütteter Kreativkenntnisse.

Ältere Menschen und Kreativität

Der Geist der Kreativität muss ganz und gar nicht mit dem Alter nachlassen. Er kann an Stärke und Kraft gewinnen, wenn sich der ältere Mensch auf die Dinge konzentriert, die für ihn im Lebensabschnitt des Alterns wirklich wichtig sind.[3]

“Die Qualität der Lebensphase des Alterns hängt ab vom Gesundheitszustand, der geistigen Beweglichkeit, der Wahrnehmung lebenserfüllender Aufgaben, der Einbettung ins soziale Gefüge und nicht zuletzt von der Einstellung zum Prozess des Alterns.” [4]

Diese Bereiche bedingen sich gegenseitig und bestimmen das Maß der Abbauprozesse. So kann diese Phase des Lebens als minderwertig oder als Reife, auch Weisheit, gesehen werden. Altern aus biologischer Sicht bedeutet mehr oder weniger köperlichen Abbau. Trotz alledem ist der Mensch auch in dieser Phase des Lebens nicht fertig mit Lern – und Wahrnehmungsprozessen. Kreatives Tun kann also auch hier zur Weiterentwicklung und Reifung beitragen. Gestalterisches Arbeiten weckt Erinnerungen, hält jung und macht mobil – ganzheitlich, Körper, Seele und Geist gleichermaßen betreffend.